Brigitte Denecke
„Wir hatten eine Kraft, das glaubt man nicht...“
zum Inhalt
Brigitte Denecke zeichnet in ihrem Buch ein lebendiges Bild der schwierigen
Nachkriegsjahre. Sie beschreibt, wie diese von Frauen aus Dortmund und
Hamm in ihrem Alltag und im Bemühen, die Politik in ihrem Sinne mitzugestalten,
erlebt wurden.
Darüber hinaus stellt die Autorin einige bekannte
Dortmunder Frauen näher vor. Diese waren über ihre Beteiligung
im überparteilichen Frauenausschuß hinaus in besonderer Weise
frauenpolitisch engagiert, z.B. Helene Wessel, eine der Mütter des
Grundgesetzes, oder die Dortmunder Juristin Hildegard Gethmann, die den
Juristinnenbund wieder begründete.
Im vorliegenden Buch wird die Nachkriegszeit als eine frauenpolitisch
bewegte Zeit dargestellt. Die damals politisch aktiven und lange Zeit
vergessenen Frauen können als Vorläuferinnen der Neuen Frauenbewegung
verstanden werden.
Für ihr Buch hat Brigitte Denecke Zeitzeuginnen befragt,
aber auch weitere Quellen wie Briefe aus Nachlässen, Zeitungsberichte
der damaligen Zeit und offizielle Verlautbarungen ausgewertet. Dieses
Buch liefert somit einen fundierten Ausschnitt der regionalen Frauengeschichte
der Nachkriegszeit.
Zur Autorin
Brigitte Denecke wurde 1936 geboren, ist verheiratet und lebt in Dortmund.
1995 schloß sie ihr Studium zur Diplompädagogin an der Universität
Dortmund ab. Ihre Diplomarbeit, die auch die Grundlage für ihr Buch
lieferte, wurde als beste Jahrgangsarbeit des Fachbereichs ausgezeichnet.
Darüber hinaus ist sie für die VHS Dortmund in der Frauenbildungsarbeit
tätig.
Leseprobe
Zur persönlichen und familiären Situation der Frauen
Die in Dortmund und Hamm befragten Frauen waren am Ende
des Krieges zwischen 5 und 30 Jahre alt. Entsprechend unterschiedlich
gestaltete sich daher auch ihr engerer Lebenszusammenhang und ihre familiäre
Situation. So waren zwei der Frauen damals bereits verheiratet und hatten
ein Kind bzw. zwei Kinder. Eine der Frauen war Kriegerwitwe und hatte
ebenfalls ein Kind zu versorgen. Alle übrigen Frauen waren 1945 noch
nicht verheiratet, jedoch gründeten die meisten von ihnen im Laufe
der Nachkriegsjahre eine eigene Familie. Nur fünf der Frauen blieben
auch später unverheiratet.
Aufgrund der in beiden Städten äußerst
schwierigen Wohnungssituation und des oft sehr geringen oder auch gar
nicht vorhandenen eigenen Einkommens lebten die meisten der Frauen, ob
verheiratet oder nicht verheiratet, am Kriegsende oder in den folgenden
Jahren mit Eltern und Schwiegereltern, manchmal auch mit anderen Verwandten
zusammen. Diese familiären Wohngemeinschaften lieferten damals eine
Art Solidargemeinschaft, in welcher die alltägliche zeitaufwendige
Versorgungsarbeit aufgeteilt und so gemeinsam bewältigt wurde. Daß
dieses Zusammenleben unter sehr schwierigen Bedingungen und auf engstem
Raum oft eine große psychische Belastung bedeutete, wird in der
Rückschau jedoch nur von einigen Frauen auch so gesehen. Dies legt
die Vermutung nahe, daß Menschen wohl dazu neigen, in der Erinnerung
solche schwierigen oder leidvollen Erfahrungen eher auszublenden.
Paperback, 172 Seiten
9,90 €
ISBN: 978-3-929931-04-4
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