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60000 Verurteilte
bei Hexenprozessen waren Anlass für das Buch von Hetty Kemmerich.
Gestern stellte sie es vor.
RN-Foto: Laryea
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Die Daumenschrauben angelegt, nackt auf einem Folterstuhl
gefesselt, dem Feuer oder dem Wasser übergeben. Was sich wie ein
Krimi liest, ist bittere Wahrheit. Es gab wohl kaum eine Form der Quälerei,
die während der Hexenverfolgung der frühen Neuzeit ausgelassen
wurde.
Im Adlerturm; der, im Mittelalter zeitweise als Gefängnis und Folterstätte
genutzt wurde, stellte Hetty Kemmerich gestern ihr Buch "Sagt, was
ich gestehen soll" vor. Auf 340 Seiten geht es um Dämonen, Hexenflug
und Teufelspakt.
"Es sind lediglich starke Kräfte, die alles beeinflussen. Zu
einem solchen vorwissenschaftlichen Weltbild gehörte auch der Glaube
an Zauberei und Hexerei", sagt die Autorin, die in ihrem Werk aktuelle
Forschungsergebnisse auswertet und dabei 56 Einzelschicksale von Frauen,
Männern mehr und auch Kindern am Niederrhein unter die Lupe nimmt.
"Es gibt keinen Zweifel mehr - auch Kinder
wurden der Mitgliedschaft zur Teufelssekte bezichtigt." - es bedeutet
das Ende: Verhört, gefoltert, hingerichtet. Für gewöhnlich
wurde der HexereiVerdacht von missgünstigen Nachbarn in die Welt
gesetzt oder es würden Gerüchte in Umlauf gebracht.
All das geschah in einem dunklen Zeitalter der Geschichte - grausam und.
barbarisch. Das Buch besitzt historischen Wert mit einem starken, sozialkritischen
Bezug zur Gegenwart. "Bis heute gibt es ähnliche sozialpsychologische
Strukturen, wie bei der Hexenverfolgung, die durch Ausgrenzung, Stigmatisierung
oder Verfolgung wirksam sind", erklärt Kemmerich. Wer hatte
Schuld- Die Gesellschaft oder die Kirche - es streiten sich die Geister.
Das Buch ist seit drei Wochen auf dem Markt und in den Buchläden
für 15,50 Euro erhältlich.
Sven Kulka
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